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3. BUCHBerlin 2016

3. BUCHBERLIN-Messe vom 19. bis 20. Nov. 2016
Heide Olbrich

Da schon mein Besuch der Leipziger Messe in diesem Jahr wegen Krankheit ausgefallen war, nahm ich mir ganz fest vor, zu dieser Messe zu fahren. Und es klappte. Dass sie eine Messe der Kleinstverlage ist, bekam ich erst mit, als ich die Messeräume betrat und in den Katalog schaute. Darin konnte ich nachlesen, dass sich die BuchBerlin innerhalb von drei Jahren zur viertgrößten Buchmesse in Deutschland entwickelte. Bei den rund 200 Ausstellern findet man eine ähnliche Genrevielfalt wie in Leipzig und Frankfurt – aber in einer gemütlichen familiären Atmosphäre.

Damit sich der Zeit- und Kostenaufwand für mich auch lohnte, fragte ich bei einer guten Freundin an, ob ich bei ihr übernachten könne. Ich wollte ihr nur eine Nacht zumuten, lebt sie doch als Schwerbehinderte in einer Einraumwohnung und da – so vermutete ich – ist für Gäste nicht viel Platz. Sie sagte zu und ich freute mich, bei dieser Gelegenheit auch sie wieder zusehen und mit ihr zu plaudern und eine Luftmatratze war für mich völlig ausreichend. Gute Freundinnen habe ich hier in Helmstedt, bis auf eine Ausnahme, nicht und da ist das Bedürfnis nach einem Gesprächsaustausch sehr groß. Sie sagte zu und ich war erstaunt, wie groß und praktisch so eine Wohnung von 47 Quadratmetern doch sein kann.

Ich fand die kostengünstigste Reisevariante, Zug bis Braunschweig und dann Flixbus und das Gleiche zurück für insgesamt 35 Euro, da kann man nicht meckern.
Am Braunschweiger Busbahnhof kam ich mit einer netten Dame ins Gespräch, die in Berlin ihre Eltern besuchen wollte. Sie zeigte Interesse an meinem Buch und so schenkte ich es ihr. Im Bus setzten wir bis Berlin unser Gespräch fort. Im Zeitalter der Handys und Smartphone und anderer ähnlicher Tippel- und Schiebegeräte, von der ich, als fast 70 Jährige nicht so ganz begeistert bin – ich halte mehr von einer Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht – habe ich doch schon Schwierigkeiten, mein einfaches Handy im Notfall zu bedienen. Selbst die Fotomöglichkeit habe ich noch nie ausprobiert, habe ich doch meinen Fotoapparat ständig griffbereit bei mir. Die nette Reisebekanntschaft gab mir dann noch den Tipp, sofort am S-Bahnhof eine Viererkarte für den Berlinverkehr zu kaufen, wofür ich ihr sehr dankbar war.

Der Bus war pünktlich zu Mittag in Berlin und ich machte mich gleich mit meinem – wie immer –viel zu vielem Gepäck gleich auf in Richtung Estrel-Hotel. Dieses war von einer riesigen Baustelle umgeben, sodass meine Fahrt mit dem Schienenersatzbus endete.

Am Creativo-Tisch saßen schon Ina Müller und Richard Erren. Jetzt waren wir zu dritt und einer von uns konnte sich immer verflüchtigen und herumstromern und seine Neugier befriedigen. Zu sehen gab es viel, man konnte alles gar nicht richtig aufnehmen. Mit den Leuten in Kontakt zu kommen, da bin ich in meinem Element. So lernte ich sehr schnell Cornelia Künzel kennen, eine überaus nette und sympathische Frau, die sich in ihren Büchern mit dem Thema „Schamanen“ auseinandersetzt, sehr zu meiner Freude, gehöre ich doch auch zu diesen Spezies. Ihr Buch „Menschen im sibirischen Altai. Auf den Spuren von Schamanen und Gelehrten“ kaufte ich auch gleich und meins tauschte ich gegen den Vorabdruck ihres noch nicht erschienenen Buches „Schamanische Entwicklungswege – ein Forschungsbericht über die Entwicklung schamanisch Praktizierender in Deutschland.“ Hut ab vor dieser Leistung, ich las die Ausführungen später zu Hause an einem Tag ohne Unterbrechung.

Über das Altai-Buch machte sie eine Lesung, untermalt mit Kehlkopfmusik, die ich mir anhörte. Leider sind diese Lesungen auf 20 Minuten beschränkt, doch man bekommt einen Eindruck von Ihrer Reise.

Marianne Voß, die auch kommen wollte, war leider durch eine starke Erkältung verhindert, so dass Richard und ich zeitweise allein waren. Das klappte ganz gut. Während der eine zu einer Lesung war, hielt der andere die Stellung. Leider konnte ich nicht bis zum Ende der Messe bleiben, da ich auf den Flixbus angewiesen war. Doch Richard meinte, zum Abbau bekommt er Hilfe, ich solle mir keine Sorgen machen. Zu Hause dann schrieb mir Richard in einem Brief: „Deine Anwesenheit war praktisch unbezahlbar, da ich ansonsten doch lange Zeit allein gewesen wäre“. Für die Creativo habe ich das gern gemacht, es war, wie man so schön sagt, nicht der Rede wert. Für mich war dieser Einsatz mehr Freude als Arbeit. Doch solche lieben Worte „hörte“ ich in meinem ganzen Leben nur zweimal, von einem väterlichen Freund, der schon lange unter der Erde liegt und jetzt von Richard. Das baut auf. Es gibt im Leben viele Dinge, die unbezahlbar sind, Gott sei Dank, doch wie oft werden sie gewürdigt und anerkannt.

Gudrun Strüber wies mich in einer Mail noch auf die beiden Bücher „Die Farbe Schwarz“ und „Die Ballade vom dritten Kind“ hin, auf die ich besonderes Augenmerk legen sollte. Doch das Interesse dafür hielt sich – jedenfalls bei meiner Anwesenheit – in Grenzen, auch das für mein Buch. Was aber keinesfalls als Wertung zu sehen ist, die Bücher sind eben sehr speziell und sprechen nur spezielle Interessenten an. Ich verglich diese Messe mit einem Flohmarktflair, die vielen Besucher strömen an den Tischen vorbei und sehen in der Schnelle nicht die besonderen Dinge. Viele Bücher verkaufen die Autoren sicher nicht, aber das ist nicht wichtig. Kontakte knüpfen ist wichtig, Schauen und Anregungen bekommen.

Beim Kaffeetrinken kam ich z.B. mit einer jungen Frau ins Gespräch, die – ihren Schilderungen nach – spirituelle Erlebnisse hatte. Sie kaufte dann auch nach meiner Empfehlung hin das Buch von Brigitte Isensee „Das Leben ist kein ruhiger Fluss“, ich traf damit voll ins Schwarze und verwies sie gleich an Creativo, wo sie ihr eigenes, noch nicht veröffentlichtes, Buch vorlegen kann. Alles andere liegt dann in der Hand des Betrachters. Gudrun soll ja auch noch was zu tun haben.

„Die Farbe Schwarz“ interessiert mich schon, zumal ich selbst einmal betroffen war, doch befinden sich noch unzählige ungelesene Bücher in meinen Regalen, sodass ich es erstmal nicht kaufte. Für Betroffene ist es bestimmt eine ganz große Hilfe mit der Botschaft, nicht aufgeben, sich gegenseitig ernst nehmen, anderen Mut machen, was ja auch die Botschaft meines Buches ist. All das ist immer noch die wirksamste Medizin.

Ich habe mir Richard Errens Buch gekauft „Ingenieure sind auch Menschen“ und das von Ina Müller „Das Lied vom wilden Thymian“ und nun müssen die Feiertage kommen. Da ich diese, wie fast jedes Jahr, allein verbringe, habe ich dann Zeit und Muße zum Lesen.

An einem Stand traf ich Jens Dräger und kaufte ihm auch sein Buch ab „Von einem, der auszog, das Flüchten zu lernen“. Auch ich habe über meine Flucht geschrieben, wurde, im Gegensatz zu ihm, aber nicht inhaftiert. Das werde ich sicher auch mit großem Interesse lesen. An einem anderen Stand führte ein junger Mann vor, wie man Bilder nach Bob Ross malt. Das würde mich auch reizen, leider fehlt mir momentan das nötige Kleingeld für das Malzubehör und die Vorlagen, bleibe ich also bei meiner Encaustic-Malerei.

Alles in allem hat es mir gut auf der Messe gefallen, sicher bin ich bei der nächsten auch wieder dabei, so jedenfalls ist mein Plan.