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Leben und leben lassen

Autor:
Dr. Walter Kiefl
Verlag:
Mentalibre; München
Erscheinungsjahr:
2017
Sonstiges:

ISBN 978-3-940223-42-5
124 Seiten
12,50 Euro

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Leseprobe
Vorwort

Der 19. Februar 2015 wird mir für den Rest meines Lebens in Erinnerung bleiben, denn an diesem Tag hat mein bester und langjährigster Freund Peter sein Leben durch einen Sprung vor einen Wagen der Münchner U-Bahn selbst beendet. Ich hatte an diesem Tag – wie schon seit Jahren immer um dieselbe Zeit – die Münchner Touristik- und Freizeitmesse f.r.e.e. besucht und war gerade heimgekommen, als das Telefon klingelte. Es war Peters Lebensgefährtin Erika, die mir – völlig aufgelöst und verzweifelt – berichtete, dass sich Peter vor wenigen Stunden das Leben genommen hatte. Dabei hatte ich noch in der Nacht vorher mit ihm telefoniert. Peter, der nach seinem fünften Suizidversuch gerade aus der psychiatrischen Abteilung aus dem Schwabinger Krankenhaus entlassen worden war und nun von seiner Wohnung aus anrief, war guter Dinge: Er sehe jetzt klarer, habe wieder Hoffnung für sein weiteres Leben und sei zuversichtlich, seine Probleme lösen zu können. Etwa eine Viertelstunde lang haben wir miteinander geredet, wobei ich ihm nochmals dringend nahegelegt habe, seine Medikamente keinesfalls sofort, sondern nur schrittweise abzusetzen und sich dabei streng an die Anweisungen der Ärzte zu halten. Er hat mir dann noch erzählt, dass er sich am Tag darauf mit Erika bei einer psychologischen Beratungsstelle treffen würde. Danach wollte er zu ihr fahren und einige Tage mit ihr verbringen. Mit diesen insgesamt beruhigenden Nachrichten haben wir uns verabschiedet.

Am nächsten Tag ist er tatsächlich zum vereinbarten Termin bei der Beratung erschienen. Im Verlauf der Sitzung hat er vor allem über seine Ängste gesprochen und dem Therapeuten gesagt, dass die Jahre mit Erika‚ die besten seines Lebens gewesen wären, was auch sie hoffnungsvoll stimmte. Wie mit ihr abgesprochen begab er sich dann – auf eigenen Wunsch alleine – in seiner Wohnung, um Kleidung und andere Sachen für die Zeit bei Erika zu holen. Als er zum vereinbarten Zeitpunkt nicht bei ihr erschienen ist, wurde sie unruhig, da sie Peter im Allgemeinen als pünktlich und zuverlässig kannte. Nach einer qualvollen Wartezeit wollte sie kurz aus dem Haus gehen, um zu ihm zu fahren. Auf dem Weg zur Haltestelle kam ihr ein Polizist entgegen, der ihr die schreckliche Nachricht überbrachte.

Peters plötzlicher Abschied war nicht nur für Erika ein Schock. Sein Bruder mit Angehörigen, seine Freunde und Bekannten, ehemalige Arbeitskollegen und Mitschüler, trauern um einen ganz besonderen Menschen, dem dieses gemeinschaftlich erstellte Erinnerungsbuch gewidmet ist.
WK

I. Facetten einer reichen Persönlichkeit
Zumindest bei näherer Betrachtung lässt sich kein Mensch als geschlossenes und konsistentes System beschreiben, doch gibt es dabei unterschiedliche Grade an Komplexität und Widersprüchlichkeit. Peter hat viele auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinende Züge in sich vereinigt, die sich bei näherer Vertrautheit bzw. genauerer Betrachtung als gar nicht so unvereinbar erwiesen. Im Unterschied zu vielen anderen Menschen hat er dem auf uns allen lastenden Identitätsdruck nicht so einfach nachgegeben und sich – vermutlich häufiger als andere – den ‚Luxus’ geleistet, verschiedene Seiten seiner Persönlichkeit auszuleben. Das hat sicher lange Zeit zu seiner von ihm gefühlten besonderen Lebensqualität beigetragen, und das Unglück für ihn und für alle, die ihn mochten, bestand möglicherweise darin, dass er zunehmend Schwierigkeiten hatte, seinem lange Zeit belebenden und erfrischenden Daseinsprinzip treu zu bleiben.

Im Folgenden möchte ich versuchen, aus meiner Sicht einige Aspekte seiner Persönlichkeit zu skizzieren und anhand einiger Episoden zu veranschaulichen. Dass auf diese Weise nur ein einseitiges und unvollkommenes Bild entstehen kann, ist unbestritten. Wer ihn zu anderen Zeiten und in anderen Situationen kennengelernt hat, kann sicher manches ergänzen, korrigieren und relativieren, zumal Peter über viel Empathie verfügte und sich seinen jeweiligen Gesprächs- und Interaktionspartnern – äußerlich bzw. bis zu einer gewissen Grenze – angepasst hat, ohne sich dabei aber innerlich zu verbiegen.
Rezension

Klappentext

Erinnerungen an Peter Formatschek
1948-2015

Man kann Energie nicht töten.
Das Leben ist nicht der Anfang
und der Tod ist nicht das Ende

Albert Einstein

Peters plötzlicher Abschied war nicht nur für Erika ein Schock. Sein Bruder mit Angehörigen, seine Freunde und Bekannten, ehemalige Arbeitskollegen und Mitschüler, trauern um einen ganz besonderen Menschen, dem dieses gemeinschaftlich erstellte Erinnerungsbuch gewidmet ist.

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