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Die Vergeistigung der Sinnlichkeit

Autor:
Dr. Walter Kiefl
Verlag:
Mentalibre
Erscheinungsjahr:
2022
Sonstiges:

102 Seiten
Preis: 7,50 €

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Leseprobe
Gefühle

Die Natur hat die Frauenzimmer so geschaffen, dass sie nicht nach Prinzipien, sondern nach Empfindungen handeln sollen. (Georg Christoph Lichtenberg)

Allzu große Zartheit der Gefühle ist ein wahres Unglück. (Karl Julius Weber)

Der Empfindsame ist der Waffenlose unter lauter Bewaffneten. (Berthold Auerbach)

Das Leben ist eine Tragödie für die, die fühlen, und eine Komödie für die, die denken. (Jean de la Bruyere)

Was man so heftig fühlt, fühlt man nicht allzulang. (Johann Wolfgang von Goethe: Die Laune des Verliebten 3)

Nicht die Stärke, sondern die Dauer der hohen Empfindung macht die hohen Menschen. (Friedrich Nietzsche)

Gefühle sind etwas Wunderbares. Doch Gefühle müssen kultiviert werden wie der Garten vor dem Haus, sonst überwuchern sie das Gebäude unserer Existenz wie der Efeu, dessen Ranken vor nichts halt machen. (Elisabeth Lukas)

Hunde lieben ihre Freunde und beißen ihre Feinde, im Gegensatz zu Menschen, die zu reiner Liebe unfähig sind und immer Liebe und Hass bei ihren Beziehungen vermischen müssen. (Sigmund Freud)

Initiative Wer da wartet, bis ein anderer ihn zum Essen ruft, der wird oft nichts zu essen bekommen. (unbekannt)

Wer auf das Glück ein Leben lang wartet, der wartet oft vergebens. Man kann zu seinem Glück durchaus selbst den Weg ebnen. (aus Ägypten)

Nicht weil es schwer ist, fangen wir es nicht an, sondern weil wir es nicht anfangen, ist es schwer. (Seneca)

Rezension

Klappentext

Gedanken über Erotik, Liebe und Ehe

Vorbemerkungen

Die vorliegende Zusammenstellung von Aussagen über Sexu­alität Liebe, Partnerschaft und Ehe aus vier Jahrtausenden soll vor allem die große Bandbreite dazu vorliegender Ansichten verdeutlichen. Aufgrund der überwiegend willkürlichen Auswahl kann sie aber weder den Anspruch auf Ausgewogenheit noch auf Vollständigkeit erheben. Wenn bei der Durchsicht der Eindruck einer Überrepräsentativität von skeptischen und kritischen Meinung entstehen sollte, hat das mehr mit einer entsprechenden Voreingenommenheit des Herausgebers zu tun als mit den Meinungen sämtlicher sich dazu geäußert habender Autoren. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass kritische Auffassungen aber auch deshalb häufiger sein dürften, als Freude, Zustimmung, Behaglichkeit und Zufriedenheit in der Regel weniger Anlass bietet, sich mit einem Thema intensiver auseinanderzusetzen als Ärger, Ablehnung, Groll und Unzufriedenheit. Im Paradies – oder in einer ihm angenäherten irdischen Entsprechung – gibt es vermutlich wenig Ironie, Satire und Kritik. Noch sind wir davon weit entfernt, und so findet man zum Beispiel aufgrund einer kulturgeschichtlich langen patriarchalisch-misogynen Tradition unschwer ironische, boshafte und sogar gehässige Maximen, die die problematischen Aspekte einer Ehe einseitig den Frauen anlasten bzw. die­se von vorneherein abwerten. Ein krasses Beispiel dafür ist der aus Arabien stammende Satz: Eine Frau wählen ist wie eine Hand in einen Korb voll Schlangen stecken. Mit Glück trifft man vielleicht auf eine ungiftige. Aber alle sind Schlangen“. Bei der hier offenbar kritisierten Charaktereigenschaft „Falschheit“ handelt es sich wohl weniger um ein Wesensmerkmal als um die Beschreibung manchmal bzw. kurzzeitig erfolgreicher Versuche, einer gesellschaftlich und kulturell untergeordneten Stellung wenigstens partiell durch List und „Betrug“ zu entkommen. In einer vergleichsweise gleichberechtigten und mehr partnerschaftlich orientierten Gesellschaft wie der des Alten Reiches in Ägypten (2686-2181 v. Chr.) wird einem jungen Mann dagegen geraten: „Gründe dir einen Hausstand und liebe deine Frau nach der rechten Ordnung. Fülle ihren Leib mit Speisen und bekleide ihren Rücken. Erfreue ihr Herz, solange du lebst.“ Dies bedeutet, dass die jeweiligen Aussagen – abgesehen von besonderen individuellen Erfahrungen ihrer jeweiligen Urheber – vor allem zeitbedingte gesellschaftliche und kulturelle Umstände, aber auch durch sie hervorgerufene Gegenströmungen widerspiegeln. Insofern handelt es sich bei der hier präsentierten Auswahl weniger um eine Sammlung von profunden Erkenntnissen als um einen – wenn auch mehr oder weniger einseitigen – Überblick über wechselnde Bewertungen von Liebe und Ehe und all dem, was dazu gerechnet wird. Nicht alles ist jedoch kulturell determiniert bzw. zeitbedingt. Einige Sätze enthalten auch sehr generelle Erkenntnisse und Erklärungen. So stellen zum Beispiel der deutsche Philosoph Georg Simmel (1858-1918) oder die argentinische Ärztin, Sozialwissenschaftlerin und Autorin Esther Vilar (geb. 1935) fest, dass vor allem am Beginn einer Beziehung immer der Partner mit dem schwächeren Geschlechtstrieb (bzw. verallgemeinert: der mit dem geringeren gezeigten Interesse am anderen) über mehr Macht verfügt (s. Unterkapitel „Koketterie und Macht“), so dass es im Interesse der Behauptung der eigenen Macht bzw. Unabhängigkeit zweckmäßig ist, sich nicht allzu offen zu zeigen, was zum Beispiel viele beim Erstkontakt typische Verhaltensweisen (Sprödigkeit, Koketterie, Launenhaftigkeit, scheinbarer Rückzug u.a.) verständlich macht.

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